Abschiedsfoto: Thomas Schlickum, Stadtdechant Ulrich Messing, Dr. Christian Schmitt, Pia Stapel und Dr. Manfred Lütz (von links)Foto: Michael Bönte / Caritasverband für das Bistum Münster
Münster (cpm). "Caritas ist wie Fußball, was zählt, ist auf dem Platz." Mit diesem Vergleich zu Beginn seiner Abschiedspredigt hat sich Dr. Christian Schmitt am 26. Juni in Münster als Vorstand des Diözesancaritasverbandes Münster verabschiedet. Entscheidend sei "die Qualität des direkten Kontaktes" zu den Menschen - etwa am Krankenbett oder am Beratungstisch, sagte Schmitt. Denn dort werde Caritas konkret erfahrbar. Nicht das Was, sondern das Wie unterscheide Caritas von anderen sozialen Trägern. Die Beziehungsgestaltung, das Wohlwollen und das persönliche Interesse an den Hilfesuchenden könne nicht angeordnet oder abgerechnet werden. Schmitt betonte vor rund 60 Weggefährten, dass echte Caritas nur durch die Haltung jedes einzelnen Mitarbeitenden entstehe. Das strategische Ziel müsse daher die Beziehungsqualität sein. "Führungskräfte tragen dabei Verantwortung, indem sie Caritas-Kultur auch im Inneren des Unternehmens vorleben - respektvoll, aufmerksam, zugewandt", sagte Schmitt.
Im zweiten Teil seiner Predigt warnte der scheidende Caritas-Vorstand eindringlich vor einem schleichenden gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit dem Lebensende. Er äußerte die Sorge, dass durch die Legalisierung des assistierten Suizids und durch den wachsenden Kostendruck in der Pflege ein Meinungsklima entstehen könne, in dem sich alte und kranke Menschen gedrängt fühlen, aus dem Leben zu scheiden. Wörtlich mahnte er: "Schweigen wir nicht dazu. Reden wir offen davon, dass sie leben dürfen trotz aller Beeinträchtigungen, und dass wir ihnen dabei helfen werden." Die Atmosphäre in Einrichtungen verändere sich, sobald das Leben nicht mehr als selbstverständlich gelte. Die Caritas müsse hier deutlich Stellung beziehen und ein Raum bleiben, in dem Leben geschützt und ermöglicht werde - unabhängig von Leistungsfähigkeit oder gesellschaftlichem Nutzen.
"Führe deine Mitarbeitenden so, wie du von ihnen gepflegt werden willst", dieser Satz aus Schmitts Predigt hat Dr. Manfred Lütz tief beeindruckt. Der Psychiater, Theologe, Kabarettist und Bestsellerautor aus Köln hielt zu Beginn der Abschiedsfeier einen Vortrag zum Thema "Caritas, Ehrenamt und wie man unvermeidlich glücklich wird". "Wenn man etwas in sich Sinnvolles tut, ist man glücklich", sagte Lütz und verwies damit auf die sinnstiftende haupt- und ehrenamtliche Caritas-Arbeit. Die Caritas bezeichnete er als "entscheidend für die Glaubwürdigkeit der Kirche". An seinem Freund Christian Schmitt schätze er besonders, dass er "aus einem tiefen Glauben und einer großen theologischen Kenntnis heraus Priester ist".
Dr. Antonius Hamers, Diözesanadministrator im Bistum Münster, dankte Schmitt in einem Abschiedsvideo für dessen engagierten Einsatz als Diözesancaritasdirektor. "Mit theologischer Tiefenschärfe und einem feinen Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen" habe Schmitt "viele sozialpolitische, kirchenpolitische und verbandliche Herausforderungen aufgegriffen, begleitet und gestaltet", sagte Hamers. Besonders hervorzuheben sei sein Einsatz für Menschen in verletzlichen Lebenslagen, für das freiwillige Engagement sowie für den Ausbau und die Förderung palliativer Dienste und Einrichtungen.
"Dir war es immer eine Herzensangelegenheit, dass wir als Caritas und damit als Kirche Leben bejahen und Menschen dabei unterstützen und begleiten - vom Beginn an in der Schwangerschaftsberatung bis zum Ende beim Thema würdevolles Sterben", betonte auch die Vorstandsvorsitzende des Diözesancaritasverbandes, Pia Stapel. Zentral sei für ihren Vorstandskollegen immer gewesen, "dass der Mensch im Mittelpunkt steht und Kompass für unsere Arbeit ist".
Auch der Vorsitzende des Caritasrates, Thomas Schlickum, und der Vorsitzende der Finanzkommission des Diözesancaritasverbandes, Stadtdechant Ulrich Messing, dankten Schmitt für sein großes Engagement. Er habe mit seiner theologischen Prägung und seinem Einsatz für Not leidende Menschen in den vergangenen fünf Jahren wesentliche Impulse für die Caritas im Bistum Münster gesetzt, sagte Schlickum und überreichte Schmitt als Anerkennung das Goldene Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes. Für die berufliche Zukunft - "nun wieder stärker in der eigentlichen Seelsorge" - wünschte ihm Messing "von Herzen alles Gute".
019-2025 (Text: Carolin Kronenburg) 27. Juni 2025