Ein Großteil der Klientinnen kannte das Beratungsangebot in den Räumen des Caritasverbandes aus ihrer vorherigen Schwangerschaft oder erfuhr im Familien- und Bekanntenkreis davon. Der andere Teil wurde weitervermittelt sowohl durch den Migrationsfachdienst des Caritasverbandes als auch durch Frauenärzte, Hebammen, Familienhelferinnen und verstärkt auch durch das Jobcenter.
Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie mit all ihren restriktiven Maßnahmen und tragischen Verlusterfahrungen hatten schwangere Frauen und ihre Familien zunehmende Belastungen zu tragen, die sie oftmals an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit führten. Mehr denn je waren die Ratsuchenden dankbar für die zwischenmenschliche Begegnung, die Anteilnahme, die wahrgenommene Wertschätzung und die Möglichkeit, ganz offen mit der Beraterin über ihre Ängste und Probleme sprechen zu können. Diese war von dem Ziel geleitet, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und die Frauen darin zu unterstützen, wieder Zugang zu ihren eigenen Kraftquellen zu finden.
Es wurden 113 Erstgespräche - je nach individuellem Bedarf - sowohl in Präsenz als auch telefonisch geführt. 111 Anträge (im Vorjahr 102) an die Bundesstiftung "Mutter und Kind" in einer Gesamthöhe von 51.150 Euro konnten weitervermittelt und damit die finanzielle Grundlage für die Anschaffung der Baby-Erstausstattung verbessert werden.
Ein Blick auf die Statistik:
63 Prozent der Frauen bezogen ALG II-Leistungen, 17 Prozent waren Hausfrauen ohne eigenes Einkommen. Ein eigenes Einkommen durch Erwerbstätigkeit erzielten 11 Prozent der Frauen, in Schul- oder Berufsausbildung befanden sich 6 Prozent und ebenfalls 6 Prozent waren Asylbewerberinnen. Über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten 25 Prozent der Ratsuchenden. Arbeitslosigkeit, Kurzarbeitergeld, der Wegfall von Minijobs, Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit von Behörden und Antragstellungen führten zu Einkommensverlusten und verschärften die finanzielle Situation.
Verheiratet waren 44 Prozent der Ratsuchenden, ledig 49 Prozent, davon lebten 22 Prozent in eheähnlicher Beziehung. In den Beratungsgesprächen hatten auch Partnerschafts- und Beziehungsprobleme Platz, die Ratsuchenden gewannen eine neue Sicht auf bestehende Konflikte und erarbeiteten mit der Beraterin Lösungsmöglichkeiten.
38 Prozent der Klientinnen hatten die deutsche Staatsbürgerschaft, aus Syrien stammten 24 Prozent, aus dem Irak 7 Prozent, aus der Türkei 6 Prozent und der andere Teil stammte aus weiteren 21 europäischen und nichteuropäischen Ländern. Sowohl die Corona-Pandemie als auch die Kinderbetreuung erschwerten vielen Schwangeren mit Migrationshintergrund den Zugang zu Sprachkursen. Der Berufsabschluss des Partners war oftmals noch nicht anerkannt, und diese fanden - wenn überhaupt - nur Arbeitsstellen unterhalb ihrer Qualifikation.
Die jüngste Klientin war 16 und die älteste war 43 Jahre alt, zwischen 17 und 25 Jahren waren 37 Prozent der Klientinnen, zwischen 26 und 31 Jahren waren 35 Prozent und zwischen 32 und 40 Jahren waren 25 Prozent der Ratsuchenden. Junge Schwangere kamen in der Regel in Begleitung ihrer Mutter und erfuhren im elterlichen Haushalt tatkräftige Unterstützung. In den Beratungsgesprächen wurde immer wieder die Wichtigkeit betont, eine unterbrochene Schul- und Berufsausbildung später fortzusetzen und frühzeitig eine Kinderbetreuung zu organisieren. Mit zunehmendem Alter wurde die Schwangerschaft körperlich anstrengender, aber auch intensiver erlebt, so berichteten die Frauen.
Ausblick:
Im zu Ende gehenden Jahr 2021 waren viele Schwangere noch unentschieden angesichts der wichtigen Frage, sich impfen zu lassen oder nicht. Einige hörten vom Hausarzt und Frauenarzt einander widersprechende Aussagen und waren dementsprechend verunsichert. Im gerade angefangenen Jahr 2022 löst die sich schnell verbreitende neue Omikron-Variante in allen Teilen der Gesellschaft große Besorgnis aus. Hinzu kommen steigende Verbraucherpreise und Energiekosten, welche zu einer weiteren Anspannung der wirtschaftlichen Situation von Familien führen könnten. Die Lebenssituation von schwangeren Frauen und ihren Angehörigen wird weiterhin großen Beratungs- und Unterstützungsbedarf hervorrufen. Die katholische Schwangerschaftsberatung steht ihnen auch im Jahr 2022 kompetent und hilfreich zu Seite.