ERZBISTUM/CASTROP-RAUXEL. Kindertagesstätten und Schulen sind wegen der Corona-Pandemie nun schon einige Wochen geschlossen. Gewohnte Strukturen - Schule, Vereinsleben, Freizeitaktivitäten - sind weggebrochen. Familien verbringen nun viel Zeit gemeinsam zu Hause. Inzwischen haben auch die Ferien begonnen und das Osterfest steht vor der Tür. Doch Urlaub, Ausflüge, Veranstaltungen oder auch nur der Besuch des Spielplatzes gleich nebenan sind nicht mehr möglich. Umso wichtiger ist es deshalb, auf neue Strukturen zu setzen, um weiterhin ein "stressfreies" Miteinander zu gewährleisten. Norbert Köring, Leiter der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche beim Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel, und sein Team beraten Eltern telefonisch und online. Mit ihm sprach Elisabeth Plamper.
Herr Köring, der Satz "Mir ist
langweilig" hat mit der Corona-Pandemie eine neue Dimension
bekommen. Was raten Sie den
mitunter bereits genervten Eltern,
um diese schwierige Zeit
als Familie erfolgreich zu meistern?
Um Konflikten vorzubeugen, ist
es für Familien wichtig, den Tag
gut zu strukturieren und regelmäßige
Rituale zu pflegen. Alles
sollte seine Zeit haben: Zeit zum
Lernen, Zeit für jedes Familienmitglied
alleine, gemeinsame
Zeit für Elternteil und Kind,
Spiel der Geschwister, Kontakt
zu Großeltern oder Freunden
zum Beispiel über soziale Medien,
Zeiten für die gesamte
Familie zum Beispiel beim
Essen oder beim Gebet. Auch
die Bewegung an der frischen
Luft sollte, so wie es die gesellschaftlichen
Regeln zulassen,
dazugehören.
Wie kann ich Kinder motivieren,
sich zu beschäftigen?
Hilfreich ist, Kinder in die Festlegung
der Tagesstruktur altersentsprechend
miteinzubeziehen.
Bei jüngeren Kindern kann die
Zeitstruktur über selbst gemalte
Bilder visualisiert werden, die an
die Wohnungstür gehängt werden
Zentral ist die Vorbildfunktion
der Eltern. Kinder orientieren
sich an ihren Eltern. Weiter
kann in dieser schwierigen Zeit
auch die Chance liegen, dass
Eltern ihren Kindern neue Beschäftigungsmöglichkeiten
eröffnen
oder alte Hobbys wiederentdeckt
werden.
Wie erkläre ich meinen Kindern
das Verbot der sozialen Kontakte?
Um dem Aufbau von Ängsten
entgegenzuwirken, ist es von zentraler
Bedeutung, den Kindern altersgerecht
die Situation zu erläutern.
Mit älteren Kindern könnten
sich die Familien auch in den
Medien gemeinsam informieren.
So gibt es im Internet auch Erläuterungen
für Kinder. Wichtig ist,
nicht nur die Einschränkungen
zu betonen, sondern das Ziel, allen
kranken Menschen soll geholfen
werden können, in den Vordergrund
zu stellen.
Was können Eltern tun, um sich
selbst zu stärken, den neuen Alltag
zu meistern?
Auch für die Eltern selbst ist eine
feste Tagesstruktur wichtig. Allen
gleichzeitig gerecht werden
zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt.
Vielleicht kann die Zeit
auch genutzt werden, lange Aufgeschobenes
zu erledigen. Informationen
über die Pandemie sollten
zudem gezielt und nicht den
ganzen Tag gesammelt werden.
Besonders sollten sie sich von
Informationen in den sozialen
Netzwerken abgrenzen.
Welche Sorgen und Ängste bewegen
Eltern allgemein?
Die Unsicherheit, wie lange der
Ausnahmezustand andauert, beschäftigt
Familien sehr. Das Ausmaß
der gesundheitlichen Gefährdung
ist fast allen Familien
bewusst. Die Ängste und Sorgen
unterscheiden sich aktuell
nicht von denen der Gesamtbevölkerung.
Da sind Ängste
um die Gesundheit der Familie,
von Angehörigen und Bekannten,
Angst um den Arbeitsplatz
und Ängste vor den finanziellen
Folgen.